Verein für Heimatkunde Gunzenhausen e.V.

Nachrichten

Von den Verwandten Andreas Osianders

„Andreas Osianders Verwandte in Gunzenhausen und Meinheim“ nennt sich ein gemeinschaftlicher Beitrag von Werner Kugler (früher Dekan in Heidenheim) und Werner Mühlhäußer (Stadtarchivar in Gunzenhausen), der in „Alt-Gunzenhausen“ (Jahrbuch 73)  veröffentlicht ist.

Ist der Schmiedssohn aus Gunzenhausen nun 1496 oder 1498 in der Altmühlstadt geboren worden? Die Quellen lassen rätseln.

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Keine starken "Duftmarken" gesetzt

Wolfgang von Crailsheim und sein Bruder Johann Ulrich waren im 17. Jahrhundert zwei markgräfliche Oberamtmänner in Gunzenhausen. Der eine war sieben Jahre im Amt, der andere 15 Jahre.  Ein Zahlenspiel fällt dabei auf: beide hatten mehr Kinder als Dienstjahre in der Altmühlstadt, Wolfgang 10, Johann Ulrich 17.

Es ist eine genealogische Fleißarbeit, die von der Historikerin Siglinde Buchner aus Weißenburg geleistet wird. In „Alt-Gunzenhausen“ (Ausgabe 73/2018), dem Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, stellt sie die beiden fürstlichen Verwalter im markgräflichen Oberamt Gunzenhausen vor und geht dabei auf die weit verzweigten Familien ein. Ihr Beitrag mag auf Anhieb als Überforderung erscheinen, aber wer sich darauf einlässt, der ist in hohem Maße beglückt, von den Verästelungen der Familien zu erfahren. Ihre Forschungsergebnisse sind gleichsam ein Spiegelbild der niederadeligen Gesellschaft im 17. Jahrhundert.

Wolfgang (Wolf) von Crailsheim wurde als 14-Jähriger Page am Wiener Hof, diente drei Jahre als Reitersoldat und heiratete dann Anna Petronella Zorn von Plobsheim, die Hofdame der Ansbacher Markgräfin Henriette Luise von Brandenburg-Ansbach. Sie entstammte einem  alten Straßburger Patriziergeschlecht und gebar zehn Kinder.  Die Autorin stelle alle Kinder und ihren Anhang ausführlich vor, beispielsweise das fünfte Kind.  Georg Wolf war von 1683-1705 Verwalter des markgräflichen Oberamts Hohentrüdingen, 1712 wurde er zum Oberhofmeister  des Markgrafen Albrecht ernannt. Eine seiner Töchter war übrigens mit Carl Friedrich von Zoach verheiratet, dem bekannten markgräflichen Baumeister, der seine „Duftmarken“ auch im Gunzenhäuser Land hinterließ.  Oberamtmann Wolfgang von Crailsheim war nach seiner Zeit in Gunzenhausen ab 1659 Chef des Oberamts Cadolzburg, baute die markgräfliche Leibgarde auf und kaufte für den Herrscher das Gut Deberndorf bei Cadolzburg. Seine Frau Anna Petronella starb 55-jährig. Sie ist in der Pfarrkirche Sommersdorf beigesetzt. Des Oberamtmanns zweite Frau war die Witwe Dorothea von Bröck aus einem niederen ostpreußischen Landadel. Die 16-jährige Ehe blieb kinderlos. Die Frau starb mit 51 Jahren, ihr Mann zwei Jahre später im Alter von 78 Jahren.

Der zweite Oberamtmann aus der Crailsheimer Sippe war Johann Ulrich (1669-1684), der Bruder von Wolfgang. Er war in bayerischen Kriegsdiensten und nahm 1645 an der zweiten Schlacht bei Nördlingen teil. Verheiratet war er mit Anna Rosine Kresser, deren Familie Schloss Burgfarnbach bei Fürth erworben hatte. Die „Gebärmaschine“ von elf Kindern starb schon im Alter von 39 Jahren.  Die zweite Frau des markgräflichen Verwalters in Gunzenhausen war Anna Maria Freiin von Praunfalk. Sie gebar sechs Kinder.  Ihr viertes Kind, die Tochter Christina Dorothee Juliana war übrigens verheiratet mit einem Hohentrüdinger Oberamtmann (Balthasar Heinrich von Wackerbarth), zwei ihrer Söhne sind auf dem Bergfriedhof bestattet.  Nicht recht vorzeigbar war das fünfte Kind: Wilhelm Friedrich galt als lasterhaft, liederlich, unchristlich und verschwenderisch und seine Frau behandelte er „wie ein Stück Vieh“. Anna Maria starb nach neun Ehejahren 37-jährig, danach führte ihre Schwester Eva Regina von Praunfalk den Haushalt des Herrn. Johann Ulrich von Crailsheim begab sich 1679 in das Weißenburger Wildbad, wo er sich Linderung von seinen Leiden versprach  – allerdings vergeblich.

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Die Grablege der Rieter

Das Patriziergeschlecht der Rieter aus Nürnberg, ursprünglich aus Ebern/Hassberge stammend, war eines der wohlhabendsten im Mittelalter. Als Kaufleute wurden die Rieter schnell reich, sie erwarben zahlreiche Grundherrrschaften, ab 1437 auch in Kalbensteinberg. Wie der Historiker Dr. Daniel Schönwald (er lebt mit seiner Familie in Kalbensteinberg) im Jahrbuch 73 des Vereins für Heimatkunde bemerkt, hatten die Rieter ab 1599 alle Kalbensteinberger als Untertanen – in der für Franken zersplitterten Grundherrschaftsstruktur eine absolute Ausnahme.

Die Grablege in der Rieter-Kirche geht auf den Tod der Ehefrau von Hans IX. Rieter (Maria, geb. Imhoff)  im Jahr 1609 zurück. Sie war die erste, die darin ihre letzte Ruhestätte fand. Ihr folgten noch viele Familienmitglieder nach, so dass es am Ende 13 Särge sind, die bis heute in der Gruft aufbewahrt werden.  Erstmals öffneten französische Soldaten, die im Zuge des Dreißigjährigen in Kalbensteinberg einquartiert waren, die Särge, um Ringe und ähnliche Kostbarkeiten zu finden. Von diesen Originalsärgen gibt es aber heute keine mehr, denn sie wurden 1893 durch Glassärge ersetzt. Die aber sind heute noch zu sehen. Was aber nur bedingt stimmt, denn die Grablegedarf aus raumklimatischen Gründen nicht mehr betreten werden.

Die Zugänglichkeit war lange umstritten. 1872 versagte der Verwalter aus Nürnberg die Besichtigung, später allerdings – in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts – war die Gruft wieder zugänglich.  Für die Gäste der benachbarten Jugendburg Wernfels war sie ein „Hit“. Die Jugendlichen machten nicht nur pietätlos an den Särgen ihre Witze, sie stocherten auch in den Mumien herum. Während des Zweiten Weltkriegs waren zudem die kostbaren Kunstschätze der Kirche dort gesichert.  Ab den fünfziger Jahren durfte die Grablege nur mehr zu wissenschaftlichen Zwecken betreten werden.

Zu allen Zeiten haben sich illustre Geschichten um die Rieter-Grablege gerankt.  1768 sorgte sich der Pfleger der Rieter-Stiftung um den Zustand der Leichen, denn ihm war zu Ohren gekommen, die Leichname wären versteinert.  Tatsächlich waren die Leichen ausgedorrt, sie ließen sich nach einem Bericht von Pfarrer Johann Christoph Esper „wie Leder anfassen und hin und her biegen“.  Eine eingehende Untersuchung der mumifizierten Leichen nahm  der Nürnberger Rechtsmediziner Dr. Gerd Schaidt vor, der 1982 bemerkte: „Ohne Balsam, ohne Organentnahme, ohne die künstlichen Methoden der Konservierungstechnik  verwandelten sich die Körper in ledrige Mumien.“ Die ursprünglichen Gewänder harren noch heute im Magazin der Bad Windsheimer Museumskirche auf ihre Restauration.

Dr. Schönwald listet 13 Glassärge für Erwachsene auf, dazu einen Kindersarg. „Mögen die Rieter ungestört in der Gruft ruhen“, wünscht er sich, „vielleicht ist das auch gut so, dass sie noch das eine oder andere Geheimnis in sich tragen“.

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Die Felsenkeller von Gunzenhausen

Vortragsveranstaltung am 26. März mit Lothar Hiemeyer

Seit Jahren erforscht der gebürtige Gunzenhäuser Lothar Hiemeyer, der lange Zeit Prokurist bei Huber & Riedel war und heute in Würzburg lebt, die Gunzenhäuser Gastwirtschaften und Brauereien vom Mittelalter bis 1945. Er will die Ergebnisse seiner umfangreichen Recherchen in einem Buch veröffentlichen. Einen Vorgeschmack gab er bereits 2017, als er auf einer Veranstaltung des Vereins für Heimatkunde über die Gasthäuser referierte und dabei die Zuhörer regelrecht in seinen Bann zog. Nun folgt der zweite Vortrag, der den Schwerpunkt „Felsenkeller in Gunzenhausen“ hat. Er ist am Dienstag, 26. März, um 19.30 Uhr im Gasthof „Adlerbräu“.

Er geht auf die erste urkundliche Erwähnungen ein, äußert sich über die Verwendung der Keller, ihre  Unterscheidung und geht auf die Biertransporte  und die Nutzung durch die Brauereien ein. Wie er herausgefunden hat, gab es vom 17. Jahrhundert an 23 Kelleranlagen. Einige Standorte sind heute noch vorhanden und können begangen werden, andere sind längst geschlossen oder verschüttet. Einst hatten die Keller eine hohe gesellschaftliche Bedeutung. Auf den Sommerkellern  gab es z.B. Kegel-Wettbewerbe und andere Vergnügungen mehr. Lothar Hiemeyer präsentiert alte Pläne und Fotos. Zu etlichen Kellern  haben sich bis heute lustige Anekdoten gehalten.  Unser Foto zeigt einen Biertransport zum Röschelskeller (mit Johann Friedrich Röschel)  in einer historischen Ansicht.

 

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Als Glockenexperte gefragt

Knappe 22 Minuten dauert der Guss einer 140 Zentner schweren Kirchenglocke, aber vor dem Ende eines Glockengusses steht buchstäblich der Schweiß der Gießer, von denen es in Deutschland nur noch ganz wenige gibt. Unvorstellbare  1100 Grad werden erreicht bevor das Teil aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn acht Tage lang abkühlt und die finalen Arbeiten erledigt werden können.

Günter L. Niekel, der Muhrer Ruhestandspfarrer, widmet sich seit mehr als vierzig Jahren dem Glockenguss, vielmehr der Glockenzier, wie Schriften und Ornamente auf der Glocke genannt werden. Vor Mitgliedern des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen erzählte der Geistliche von seinem ausgefallenen Hobby, in das seine ganze Familie involviert ist. Eigentlich war für ihn der Brand der Ostheimer Kirche im Jahr 1986 die Initialzündung.  Fortan galt sein Interesse dem mächtigen Geläut, das im 9. Jahrhundert den Mönchen in den Klöstern im Tageslauf eine feste Struktur gab. Die Glockengussform, wie man sie heute kennt, ist allerdings erst im 15. Jahrhundert entstanden.

Der „Glockenpfarrer“, wie Niekel auch respektvoll genannt wird, hat bisher rund 400 Glocken verziert. Er ist Partner aller Gießereien in Deutschland, sein kreativer Rat wird von Kirchenvorständen ebenso geschätzt wie von den handwerklichen Fachleuten.  Der Guss einer Glocke ist oftmals das Ergebnis einer langen Planungszeit, denn  nicht immer sind die Vorstellungen vom ersten Moment an deckungsgleich. Die Experten unterscheiden zwischen der großen Christusglocke, der etwas kleineren Patroziniumsglocke  und der Heilig-Geist-Glocke.  Von der Entwurfszeichnung, die er mittels Knetgummi auf eine sieben Millimeter starke Platte überträgt,  bis zum Gips- und Wachsabdruck können Wochen und Monate vergehen. Inschriften mit bis zu 400 Buchstaben und Zeichen hat Niekel schon aufgetragen, und Probleme hat es nie gegeben. Dass sie aber auch auftreten können, hat sich beim Guss der Glocken für die wiederaufgebaute Frauenkirche in Dresden gegeben. Dort mussten alle wieder abgenommen werden, denn sie waren zum Läuten ungeeignet. Grund: die Reliefs waren zu dick. Hätten die Sachsen den Franken Niekel gefragt, sie hätten sich den ganzen Ärger sparen können. So aber war die Arbeit von drei Monaten umsonst.  Auch die hochstehende Vertreterin des Landesdenkmalamts in München hätte sich den Gang ins schweizerische Asyl ersparen können, wäre sie Niekels Rat gefolgt, als es galt, nach eineinhalbjährigem Streit den richtigen Platz für eine neue Glocke auf dem Weiltinger Glockenturm zu finden.  „Nicht nachgeben!“ – das ist für ihn seither im Umgang mit behördlich legitimierten Fachleuten zur Losung geworden.

Eingangs des Niekel-Vortrags berichteten Vorsitzender Werner Falk, Schatzmeister Hans Minnameyer und Revisor Rüdiger Schmidt aus dem Vereinsleben, das von der Herausgabe des Jahrbuches „Alt-Gunzenhausen“ sowie Vortragsveranstaltungen und den „Samstagsexkursionen“ bestimmt wird. Erfreulich hat sich die Mitgliederzahl entwickelt, so dass der 140 Jahre Verein zuversichtlich in die Zukunft schauen kann.

 

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