Verein für Heimatkunde Gunzenhausen e.V.

Nachrichten

Agnes von Dollnstein

GUNZENHAUSEN (fa)  - Wer an der lokalen Geschichte interessiert ist, der findet immer wieder neue Aspekte, die ihn fesseln können.  Wissenschaftler helfen ihm dabei, die Ursprünge zu entdecken, die vielfältigen und oftmals verschlungenen Verbindungen zu erkennen. Sigrid Buchner widmet sich in der aktuellen Ausgabe von "Alt-Gunzenhausen" der Agnes von Dollnstein. Das wäre vielleicht nicht weiter erwähnenswert, war sie doch geografisch dem oberen Altmühltal etwas entrückt, aber die Tatsache, dass sie anfangs des 12. Jahrhundert Patronatsherrin von Aha war, das lässt aufhorchen und macht neugierig.

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Noch eine "Jubelhochzeit"

GUNZENHAUSEN (fa) - Heutzutage sind goldene Hochzeiten, also ein über 50 Jahre währendes eheliches Zusammensein, keine Seltenheit mehr, denn die Menschen erreichen ein biblisches Alter und noch mehr. Das war aber nicht immer so. Im 18. Jahrhundert erreichten sie im Durchschnitt an die 35 Lebensjahre. So gesehen, war es fast unmöglich, fünfzig Jahre verheiratet zu sein. Und doch gab es damals schon in Gunzenhausen drei Ehepaare, die die "Goldene" begehen durften.

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Rüdiger Schmidt neuer Kassier

Rüdiger Schmidt, langjähriger Mitarbeiter der Hypo-Vereinsbank in Gunzenhausen und Schiffsführer auf der MS Gunzenhausen, hat jetzt die Kassenführung des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen übernommen. Er war bisher mit Thomas Fischer  als Revisor tätig. Mit Dank verabschiedet wurde in der Jahreshauptversammlung im Gasthof „Adlerbräu“ der bisherige Kassier Hans Minnameyer, der zehn Jahre umsichtig und mit größter Korrektheit die Finanzen des 310 Mitglieder zählenden Geschichtsvereins geführt hat.

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Die Polizei von damals

Bis 1958 kannten die Gunzenhäuser ihre Stadtpolizei. Sie hatten sie irgendwie lieb gewonnen. Die beiden (später drei) „Polizeidiener“ waren im Städtchen bekannt und viele hatten zu ihnen ein persönliches Verhältnis. Es war halt die „gute alte Zeit“, wie man landläufig so sagt. Sie waren privilegiert. Ihr äußeres Zeichen war die blaue Uniform der kommunalen Polizei im Gegensatz zu der grünen Dienstkleidung der staatlichen Beamten.

Letzter Chef der Stadtpolizei, die sich im Äußeren wie den Aufgaben nach von der Landpolizei unterschied, war Hans Richter (1938-1958). Er ist vielen alten Gunzenhäuser noch bestens bekannt als Ordnungshüter mit aufrechtem Gang und ebensolchem Charakter. Bei der HSG Gunzenhausen war er bis in das hohe Alter aktiv.

Im aktuellen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ widmen sich Stadtarchivar Werner Mühlhäußer und Werner Neumann dem kommunalen Polizeiwesen und verdeutlichen die Unterschiede zwischen den staatlichen und der kommunalen Ordnungskräften. Die staatliche Gendarmerie in Bayern (Landpolizei) geht auf das Jahr 1812 zurück. Sie war nach königlicher Anordnung nach französischem Vorbild militärisch organisiert. Von 1927 bis 2003 war sie in dem voön Karl Barthel erbauten  repräsentativen Haus in der Seckendorff-Straße 3 untergebracht bevor der Umzug in das alte Amtsgerichtsgebäude in der Rot-Kreuz-Straße 10 erfolgte.

Schon sehr viel früher als die staatliche Polizei  geht die Gründung der Stadtpolizei zurück. Der erste „Bettelvogt“ (so die Bezeichnung) trat 1698 seinen Dienst an, wobei seine Arbeit hauptsächlich darin bestand, die „verarmten Bevölkerungsschichten“ zu überwachen, die von auswärts in die Stadt kamen. Deshalb auch sein Name „Bettelvogt“ oder „Bettelrichter“.  Die Stadtoberen nannten ihn und seine Nachfolger „Aufseher auf liderliche Vaganten“ oder „Gassen Wechter“ oder „Aufseher der Bettler allhier“. Er hatte sich auch um die Pflege- und Beerdigungskosten für jene Leute zu sorgen, die „entweder krank im Spital liegen oder hier versterben“. Johann Leonhard Carl hieß übrigens der erste. Er und auch seine Nachfolger  wurden vom Gunzenhäuser Stadtmagistrat nicht gerade finanziell toll ausstaffiert, weshalb sie auch noch Nebenjobs annehmen mussten (z.B. Schweinehirt).

Nach der Ära der Markgrafen von Ansbach herrschten kurzzeitig preußische Verwaltungsmuster und 1808 kam im Königreich Bayern die Municipalverfassung, nach der Gemeindereform von 1818  einen Bürgermeister und vier Municipalräte und ab 1919 noch 20 Stadträte dazu. Nach der „Dienst-Instruktion“  bestand die Schutzmannschaft  aus vier Schutzleuten, die für öffentliche Ruhe und Ordnung zu sorgen hatten. Zunächst waren zwei „Polizeidiener“ (oder: „Polizeisoldaten“) tätig, die sich ab 1910 „Schutzmann“ nennen durften.  Ihre Vorgesetzten in der Stadtverwaltung waren die „Polizeiofficianten“ (sie amtierten in der Rathausstraße 12, heute: Stadtmuseum).

Zu den Aufgaben der Schutzleute gehörte es u.a., auf dem Wochenmarkt auf die „gehörige Güte der Vitualien“ zu achten oder darauf zu schauen, dass von den Grundbesitzern die Obstbäume, Sträucher und Hecken jährlich von Raupen und Raupennestern gereinigt wurden. Natürlich waren sie auch Sittenpolizei. Wie ein Vorfall von 1913 zeigt, war der Magistrat aber eher nachsichtig, denn er verzichtete beispielsweise darauf, die „gewerbsmäßige Unzucht“ der ledigen Kellnerin Margareta Baumgärtner strenger  zu ahnden.

Stadtarchivar Werner Mühlhäußer hat wahre Sissyphusarbeit geleistet und listet die Polizeidiener von 1807 bis 1919 auf. Er ist in den Annalen auf ein Delikt  von frühem Antisemitismus gestoßen, wonach der Polizeidiener Schopf den Schnittwarenhändler Levi Bachmann einen „elenden, mißrablen Juden“ verunglimpfte.  Dafür gab es eine zwölfstündige Arreststrafe für die Ordnungsmann.  Wenig später schlug er einen Dienstknecht blutig und musste für 24 Stunden in die Zelle.  Seine spätere Bewerbung als Landgerichtsdiener hatte wohl auch deshalb keinen Erfolg, obgleich ihn der Stadtmagistrat als „schön und groß gewachsen“ sowie „im Rechnen und Schreiben vorzüglich bewandert“ webloben wollte.  Toll  trieb es  auch der Polizeidiener Reißinger 1856, der zuvor „Zuchtdiener“ im Kaisheimer Gefängnis war und sich in Gunzenhausen wegen Amtsuntreue durch Unterschlagung schuldig machte.  Der gebürtige Aufkirchener büßte seinen Job ein und fristete danach sein Dasein als Landpostbote. Er hatte die amtliche Polizeiinstruktion ignoriert, wonach den Polizeisoldaten auferlegt war, „ein nüchternes Benehmen zu pflegen, sich jeglichen Disputs zu enthalten und mit Klugheit, Ruhe und Besonnenheit vorzugehen“.

Im 20. Jahrhundert (1919) wurde die Gendarmerie aus der Armee herausgelöst und selbständige Einheit. Die Verstaatlichung der kommunalen Schutzmannschaften ging in Bayern von 1923-29 vor sich, dann wurde die Polizei der NS-Organisation unterworfen. 1945 gab es in 150 Städten mit mindestens 5000 Einwohnern eine selbständige Polizei (Stadtpolizei).  Daneben sah die grün uniformierte staatliche Polizei nach dem Rechten. Hauptposten gab es praktisch in allen Kreisstädten, dazu in 1300 bayerischen Dörfern. Diese dezentrale Struktur war ein Wunsch der US-Besatzer, denn die wollten Konsequenzen aus der zentral gesteuerten NS-Polizei ziehen. Viele der kleinen kommunalen Stationen verschwanden aber in den Jahren 1957 bis 1962, so auch die in Gunzenhausen. Die Landpolizei rückte nach und formierte sich per Gesetz zur Landespolizei.

WERNER FALK

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